Veröffentlicht am Juli 15, 2024

Entgegen der gängigen Annahme, Mode sei nur ein Kreislauf aus flüchtigen Trends, entpuppt sie sich bei genauerem Hinsehen als ein komplexes System aus Macht, Kultur und Ökonomie. Dieser Artikel entschlüsselt die Mechanismen, die wirklich darüber entscheiden, was wir tragen. Er zeigt auf, wie Berlin sich vom reinen Schauplatz zu einem ethischen Labor entwickelt, wie Influencer zu neuen Machtzentren werden und wie das deutsche Qualitäts- und Nachhaltigkeitsdenken die globalen Spielregeln der Branche nachhaltig verändert.

Die Modewelt wirkt oft wie eine ferne, glitzernde Galaxie. Zweimal im Jahr diktieren die Laufstege in Paris, Mailand und New York, was in den kommenden Saisons als „in“ oder „out“ gilt. Für viele modeinteressierte Menschen, die ihren eigenen Stil finden wollen, bleibt dieses Universum ein Buch mit sieben Siegeln, dessen Codes schwer zu knacken sind. Man liest über Trends, sieht spektakuläre Shows und fragt sich, was all das mit dem eigenen Kleiderschrank zu tun hat. Die gängige Wahrnehmung reduziert Mode oft auf eine Abfolge von Hypes, die von unnahbaren Designern inszeniert und von der Fast-Fashion-Industrie blitzschnell kopiert werden.

Doch was, wenn diese oberflächliche Sichtweise den Kern der Sache verfehlt? Was, wenn die wahre Dynamik der Mode nicht auf dem Laufsteg, sondern in den Spannungsfeldern dahinter stattfindet? Die moderne Modewelt ist heute weniger eine Diktatur des Geschmacks als vielmehr ein komplexes Ökosystem, in dem eine tiefgreifende Machtverschiebung stattfindet. Es ist ein Kampfplatz, auf dem kulturelle Relevanz, neue Medien, wirtschaftliche Realitäten und vor allem ethische Verantwortung aufeinandertreffen und die Regeln neu schreiben. Insbesondere Deutschland entwickelt sich dabei von einem reinen Konsumentenmarkt zu einem überraschend einflussreichen Akteur, der durch Gesetze, Verbraucherbewusstsein und eine neue Designergeneration wichtige Impulse setzt.

Dieser Artikel blickt hinter die Kulissen. Wir analysieren nicht nur, *was* passiert, sondern *warum* es passiert. Wir untersuchen, wie Fashion Weeks wirklich funktionieren, wie ein Trend geboren wird und stirbt, was hinter den Begriffen wie Haute Couture wirklich steckt und wie die digitale Revolution die Machtverhältnisse für immer verändert hat. Vor allem aber zeigen wir, wie Sie dieses Wissen nutzen können, um die Mode nicht nur zu konsumieren, sondern sie zu verstehen und für sich zu interpretieren.

Um diese komplexe Welt zu navigieren, haben wir die wichtigsten Mechanismen in übersichtliche Themen gegliedert. Der folgende Überblick führt Sie durch die zentralen Aspekte, die die moderne Mode prägen und definieren.

Berlin vs. Paris: Wie die Fashion Weeks die Trends von morgen bestimmen

Fashion Weeks sind das pulsierende Herz der Modeindustrie, doch nicht alle schlagen im gleichen Takt. Während Paris seit jeher als unangefochtene Hauptstadt der Haute Couture und des etablierten Luxus gilt, hat sich Berlin eine gänzlich andere Identität erarbeitet. Es geht nicht mehr nur darum, wer die prestigeträchtigsten Schauen hat, sondern wer die kulturelle Relevanz für die Zukunft definiert. Paris steht für das Erbe und die Perfektion, Berlin für den Aufbruch und das Experiment.

Die Berlin Fashion Week mag mit rund 28.500 Gästen bei 35 Shows kleiner sein als ihr Pariser Pendant, doch ihre wahre Stärke liegt in ihrer inhaltlichen Ausrichtung. Sie positioniert sich bewusst als Plattform für Nachhaltigkeit, Innovation und Inklusion. Wie die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft betont, steht die Veranstaltung für „unglaublich kreative Talente, die Freiheit, Vielfalt und Nachhaltigkeit lebendig machen“. Diese strategische Nische macht Berlin zu einem Labor für die Zukunft der Mode. Statt nur Trends zu zeigen, werden hier die Bedingungen für eine verantwortungsvollere Produktion verhandelt.

Ein entscheidender Schritt in diese Richtung ist die Kooperation mit der Copenhagen Fashion Week. Seit 2024 müssen teilnehmende Marken in Berlin einen strengen Nachhaltigkeitskatalog erfüllen, der bis 2026 für alle verpflichtend wird. Diese Initiative wandelt den abstrakten Begriff der „Nachhaltigkeit“ in ein konkretes Zulassungskriterium um. Während in Paris oft noch der kommerzielle und mediale Pomp im Vordergrund steht, etabliert sich Berlin als Ort, an dem ethische Standards nicht nur diskutiert, sondern eingefordert werden. Diese Entwicklung zeigt: Trends entstehen heute nicht mehr nur durch Ästhetik, sondern auch durch Haltung.

Vom Hype zum Sale: Der Lebenszyklus eines Modetrends und wie Sie ihn für sich nutzen

Ein Modetrend ist kein plötzliches Ereignis, sondern ein Prozess mit einem klar definierten Lebenszyklus, der oft mit der Rogers’schen Adoptionskurve verglichen wird. Alles beginnt mit den „Innovatoren“ – einer kleinen Gruppe von Designern, Subkulturen oder Stilikonen, die eine neue Idee auf dem Laufsteg oder auf der Straße präsentieren. Diese Phase ist exklusiv und oft avantgardistisch. Schnell greifen die „Early Adopters“, meist Influencer und Modejournalisten, den Trend auf und machen ihn einem breiteren, aber immer noch nischenorientierten Publikum bekannt.

Visualisierung des Lebenszyklus eines Modetrends von der Entstehung bis zum Secondhand-Markt

Erst danach erreicht der Trend die „frühe Mehrheit“ und damit den Mainstream. Hier setzen die großen Modeketten und Kaufhäuser ein, die den Look in massentauglicher Form produzieren. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität wird er von der „späten Mehrheit“ getragen. Der finale Abschwung beginnt, wenn der Trend als überholt oder alltäglich wahrgenommen wird und in den Sale-Bereichen oder auf Secondhand-Plattformen landet, wo er von den „Nachzüglern“ entdeckt wird. Interessanterweise können alte Trends hier den Keim für einen neuen Vintage-Hype legen und der Zyklus beginnt von vorn.

Dieses Modell wird heute jedoch durch eine neue Variable gestört: das wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Insbesondere für jüngere Generationen wie die Generation Z passt der schnelle Konsum nicht mehr zum Lebensgefühl. Der glamouröse Lifestyle-Fokus weicht einem bewussteren Einkaufsverhalten. Sogenannte „Sinnfluencer“ nutzen ihre Reichweite, um für Slow Fashion und einen überlegten Umgang mit Trends zu werben. Anstatt jeden Hype mitzumachen, geht es darum, zu verstehen, welche Trends eine längere Halbwertszeit haben und sich in eine zeitlose Garderobe integrieren lassen. Den Lebenszyklus zu kennen, bedeutet also nicht mehr, ihn auszunutzen, um immer vorne dabei zu sein, sondern um bewusste und langlebige Kaufentscheidungen zu treffen.

Haute Couture, Prêt-à-porter, Fast Fashion: Was die Begriffe wirklich bedeuten

Die Begriffe Haute Couture, Prêt-à-porter und Fast Fashion werden oft synonym für teure, normale und billige Kleidung verwendet, doch dahinter verbergen sich fundamental unterschiedliche Produktionssysteme, Philosophien und Wirtschaftsmodelle. Das Verständnis dieser Segmente ist entscheidend, um die Struktur der Modeindustrie zu begreifen.

Der folgende Überblick verdeutlicht die zentralen Unterschiede zwischen den wichtigsten Modesegmenten, insbesondere im Hinblick auf Preis, Produktionsweise und die anvisierte Zielgruppe.

Vergleich der Modesegmente
Segment Preisbereich Produktionsweise Zielgruppe
Haute Couture 50.000€+ Handgefertigt, Einzelstücke Ultra-Luxus
Prêt-à-porter 500-5.000€ Kleine Serien, hochwertig Luxus-Käufer
Premium-Mittelstand 100-500€ Deutsche Qualitätsproduktion Qualitätsbewusste
Fast Fashion 5-50€ Massenproduktion Breite Masse

Die Haute Couture („gehobene Schneiderei“) ist die Königsdisziplin. Sie unterliegt den strengen Regeln der französischen Fédération de la Haute Couture et de la Mode und umfasst handgefertigte Einzelstücke für einen winzigen, globalen Kundenkreis. Sie dient weniger dem Umsatz als vielmehr als Marketinginstrument und kreatives Labor. Das Prêt-à-porter („bereit zum Tragen“) ist die designerorientierte Konfektionsmode, die in Standardgrößen und kleinen Serien produziert wird und den Hauptumsatz der Luxusmarken generiert. Hier werden die Trends des Laufstegs kommerziell übersetzt. Eine besondere Stärke in Deutschland ist der Premium-Mittelstand, der hochwertige Materialien und Fertigung zu einem zugänglicheren Preis anbietet. Am anderen Ende des Spektrums steht die Fast Fashion, die auf die schnelle, kostengünstige Massenproduktion von aktuellen Trends setzt.

Gerade im Bereich der Massenproduktion greifen jedoch zunehmend regulatorische Mechanismen. In Deutschland sind beispielsweise seit 2023 Unternehmen ab 3000 Mitarbeitern durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet, ihre Lieferketten auf Menschenrechts- und Umweltstandards zu überprüfen. Diese gesetzliche Vorgabe schafft eine neue strukturelle Spannung zwischen dem schnellen Konsummodell der Fast Fashion und der wachsenden Forderung nach ethischer Verantwortung, die weit über freiwillige Selbstverpflichtungen hinausgeht.

Die Instagram-Revolution: Wie Influencer die Macht in der Modewelt an sich reißen

Die größte Machtverschiebung in der Modewelt des 21. Jahrhunderts wurde nicht von Designern oder Magazinen, sondern von sozialen Medien ausgelöst. Plattformen wie Instagram und TikTok haben die traditionellen Gatekeeper – Chefredakteure, Einkäufer, Kritiker – entmachtet und eine neue Klasse von Meinungsmachern geschaffen: die Influencer. Ihre Macht basiert nicht auf institutioneller Autorität, sondern auf persönlicher Glaubwürdigkeit und der Fähigkeit, eine direkte, emotionale Verbindung zu ihrer Community aufzubauen.

Die Wirkung ist enorm. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts ergab, dass rund die Hälfte der Jugendlichen bereits ein von Influencer:innen beworbenes Produkt gekauft hat. Dabei zeigt sich, dass junge Frauen die Inhalte ihrer Lieblings-Accounts vor allem auf Instagram und TikTok konsumieren. Influencer sind nicht mehr nur Werbeflächen; sie sind zu Kuratoren, Stilberatern und zunehmend auch zu Unternehmern geworden, die den Geschmack von Millionen prägen.

Fallstudie: Die deutsche „Sinnfluencer“-Bewegung

Ein herausragendes Beispiel für diesen neuen Typus ist Madeleine Darya Alizadeh, online bekannt als „dariadaria“. Sie begann 2013, ihren Weg hin zu Slow Fashion auf Social Media zu teilen. Aus Tausenden von Followern wurde eine starke Community, die es ihr ermöglichte, ihre eigene nachhaltige Modemarke „dariadéh“ zu gründen. Alizadeh nutzt ihre Reichweite täglich, um für bewussten Konsum, Menschenrechte und einen umweltfreundlichen Lebensstil zu werben. Ihr Erfolg zeigt, dass Influencer-Macht heute oft mit Sinnstiftung und Haltung verknüpft ist, anstatt nur mit oberflächlichem Lifestyle.

Diese Entwicklung zwingt die etablierten Marken zum Umdenken. Anstatt nur auf Hochglanz-Kampagnen zu setzen, müssen sie nun mit authentischen Persönlichkeiten zusammenarbeiten, die eine echte Beziehung zu ihrer Zielgruppe haben. Die Macht liegt nicht mehr allein bei der Marke, die eine Botschaft sendet, sondern beim Influencer, der diese Botschaft übersetzt, validiert und in seiner Community verankert. Diese Demokratisierung der Meinungsführerschaft ist der Kern der Instagram-Revolution und hat die Spielregeln des Modemarketings für immer verändert.

Jil Sander, Wolfgang Joop & Co.: Die deutschen Modeschöpfer, die die Welt prägen

Während Deutschland international eher für seine Automobilindustrie und Ingenieurskunst bekannt ist, hat es eine Reihe von Modeschöpfern hervorgebracht, deren Einfluss weit über die Landesgrenzen hinausreicht. Namen wie Karl Lagerfeld, Jil Sander und Wolfgang Joop sind Ikonen, die ein spezifisch deutsches Design-Ethos in die globale Modewelt getragen haben: eine Mischung aus puristischem Minimalismus, kompromissloser Qualität und intellektueller Tiefe.

Jil Sander, die „Queen of Less“, prägte mit ihrer strengen, androgynen Ästhetik die 1990er Jahre und schuf einen Look, der auf überflüssige Details verzichtete und sich auf perfekte Schnitte und luxuriöse Materialien konzentrierte. Ihr Ansatz war eine Antithese zur opulenten Mode der 80er und wurde zum Inbegriff moderner Eleganz. Wolfgang Joop hingegen verkörperte mit seiner Marke JOOP! einen extrovertierteren, glamouröseren Stil, der den Zeitgeist traf und ihn zu einem der kommerziell erfolgreichsten deutschen Designer machte. Und natürlich Karl Lagerfeld, der als Hamburger zwar für Pariser Häuser wie Chanel und Fendi tätig war, aber dessen disziplinierte Arbeitsmoral und intellektuelle Herangehensweise oft als zutiefst deutsch beschrieben wurden.

Diese Pioniere haben den Weg für eine neue Generation geebnet. Heute sind es Labels wie GmbH oder Ottolinger aus Berlin, die mit ihrer Ästhetik zwischen subkultureller Rohheit und konzeptueller Strenge international für Aufsehen sorgen. Sie repräsentieren ein modernes, multikulturelles Deutschland und übersetzen das Erbe des deutschen Designs in die Gegenwart. Sie beweisen, dass deutsches Modedesign mehr ist als nur Funktionalität; es ist eine Haltung, die Präzision, Langlebigkeit und eine durchdachte Formensprache in den Mittelpunkt stellt.

Was bedeutet „Manufakturqualität“? Ein Blick hinter die Kulissen deutscher Handwerkskunst

Im Zeitalter der Massenproduktion ist der Begriff „Manufakturqualität“ zu einem wichtigen Unterscheidungsmerkmal geworden. Er steht für eine Philosophie, die im starken Kontrast zur Schnelllebigkeit der Fast Fashion steht. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Versprechen? Es geht um mehr als nur „Handarbeit“; es ist ein Bekenntnis zu Material, Zeit und Präzision. Manufakturqualität bedeutet, dass ein Produkt in einem spezialisierten Betrieb, oft in kleinen Serien, von hochqualifizierten Handwerkern gefertigt wird, die jeden Schritt des Prozesses kontrollieren.

Dieses Prinzip ist tief im deutschen Selbstverständnis von Qualität verankert. Es manifestiert sich in der Sorgfalt der Nahtverarbeitung, der Auswahl erstklassiger Rohstoffe und der Langlebigkeit des Endprodukts. Ein Kleidungsstück aus einer Manufaktur ist kein Wegwerfartikel, sondern eine Investition. Es geht darum, ein Stück zu schaffen, das nicht nur eine Saison überdauert, sondern über Jahre hinweg an Wert und Charakter gewinnt. Die Berliner Senatsverwaltung betont diesen Aspekt, indem sie erklärt: „Mode ist ein Handwerk – dieses Thema noch stärker ins Licht der Aufmerksamkeit zu rücken, ist mir ein großes Anliegen.“

Für Konsumenten ist es jedoch oft schwierig, echte Manufakturqualität von cleverem Marketing zu unterscheiden. Einige konkrete Anhaltspunkte können dabei helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Die folgende Checkliste bietet eine praktische Hilfestellung, um die Qualität eines Kleidungsstücks selbst zu bewerten.

Checkliste: So erkennen Sie echte Manufakturqualität

  1. Nahtverarbeitung prüfen: Achten Sie auf saubere, gerade und dichte Nähte ohne lose Fäden. Die Stiche sollten gleichmäßig sein, besonders an kritischen Stellen wie Kragen oder Bündchen.
  2. Materialherkunft untersuchen: Suchen Sie nach transparenten Angaben zur Herkunft der Stoffe und Materialien. Seriöse Hersteller geben oft Auskunft über ihre Lieferanten.
  3. Siegel und Herkunftsangaben kontrollieren: Ein „Made in Germany“-Label kann ein Indikator sein, aber hinterfragen Sie dessen Berechtigung. Echte Manufakturen können ihre Produktionsstätte benennen.
  4. Details inspizieren: Kontrollieren Sie die Qualität von Knopflöchern, die Leichtgängigkeit von Reißverschlüssen und die Verarbeitung des Innenfutters. Diese Details verraten viel über die Sorgfalt der Herstellung.
  5. Nach der Produktion fragen: Erkundigen Sie sich im Fachgeschäft nach der Produktionsstätte. Transparente Marken geben gerne Auskunft über ihre Fertigungsprozesse und -orte.

Manufakturqualität ist somit eine bewusste Entscheidung gegen die Wegwerfmentalität und für einen nachhaltigeren, wertschätzenden Umgang mit Kleidung. Sie ist der materielle Ausdruck einer Haltung, die Langlebigkeit über kurzlebige Hypes stellt.

Die Kunst des Layering: Wie Sie mit Schichten Ihren urbanen Look perfektionieren

Layering, die Kunst des Schichtens, ist weit mehr als eine praktische Methode, um sich an wechselhaftes Wetter anzupassen. Es ist eine urbane Stilphilosophie, die auf Vielseitigkeit, Individualität und Funktionalität basiert. Besonders im deutschen Klima, das oft von unvorhersehbaren Wetterwechseln geprägt ist, wird Layering zu einem unverzichtbaren Werkzeug für einen durchdachten und zugleich flexiblen Look. Anstatt sich für ein einziges, schweres Kleidungsstück zu entscheiden, kombiniert man mehrere leichtere Schichten, die im Laufe des Tages an- oder ausgezogen werden können.

Der Schlüssel zu erfolgreichem Layering liegt in der richtigen Kombination von Texturen, Längen und Materialien. Eine typische Kombination besteht aus drei Schichten: einer Basisschicht, die direkt auf der Haut liegt (z.B. ein T-Shirt oder ein dünnes Langarmshirt), einer Mittelschicht, die für Wärme und Stil sorgt (z.B. ein Hemd, ein Cardigan oder ein leichter Pullover), und einer Außenschicht, die vor Wind und Wetter schützt (z.B. eine Jacke oder ein Mantel). Durch das Spiel mit unterschiedlichen Längen – etwa ein längeres Hemd, das unter einem kürzeren Pullover hervorblitzt – entsteht eine visuelle Tiefe, die ein Outfit sofort interessanter macht.

Die Wahl der richtigen Schichten hängt stark von der spezifischen Wetterlage und dem Anlass ab. Die folgende Tabelle gibt konkrete, an deutsche Städte angepasste Beispiele, wie Layering im Alltag funktionieren kann.

Layering-Guide für deutsches Wetter
Wetterlage Basis-Schicht Mittel-Schicht Außen-Schicht
Regnerischer Tag Hamburg Merino-Shirt Leichter Pullover Wasserdichte Jacke
Kühler Berlin-Abend Baumwoll-T-Shirt Cardigan oder Hemd Leichte Jacke
Münchner Herbst Langarmshirt Wollpullover Trenchcoat
Frühlingstag Köln Tank-Top Leichtes Hemd offen Optional: Jeansjacke

Letztendlich ist Layering ein Ausdruck von modischer Intelligenz. Es ermöglicht, mit wenigen, gut gewählten Teilen eine Vielzahl von Looks zu kreieren und auf jede Situation vorbereitet zu sein. Es ist die perfekte Symbiose aus praktischem Denken und kreativem Ausdruck – eine Technik, die den urbanen Lebensstil perfekt widerspiegelt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Mode ist ein System aus Macht, Kultur und Ethik, nicht nur eine Abfolge von Trends. Die wahren Treiber sind heute Nachhaltigkeit und digitale Kommunikation.
  • Deutschland, insbesondere Berlin, entwickelt sich durch strenge Nachhaltigkeitskriterien und ein starkes Verbraucherbewusstsein von einem Modemarkt zu einem einflussreichen Labor für die Zukunft der Branche.
  • Wahrer Stil entsteht nicht durch das blinde Folgen von Hypes, sondern durch das Verständnis der Mechanismen, die es ermöglichen, bewusste, langlebige und persönliche Entscheidungen zu treffen.

Die Kollektionen meisterhaft entschlüsseln: So finden Sie die Trends, die wirklich zu Ihnen passen

Nachdem wir die komplexen Mechanismen der Modewelt beleuchtet haben, stellt sich die entscheidende Frage: Wie navigiert man als Individuum durch dieses System? Die Antwort liegt nicht darin, jeden Trend mitzumachen, sondern darin, eine persönliche Filterfunktion zu entwickeln. Es geht darum, die Flut an Informationen von den Laufstegen und aus den sozialen Medien zu entschlüsseln und nur das zu extrahieren, was zur eigenen Persönlichkeit, zum Lebensstil und zu den eigenen Werten passt.

Ein erster Schritt ist die bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Kleiderschrank nach dem Prinzip der Capsule Wardrobe. Anstatt impulsiv neue Trendteile zu kaufen, konzentriert man sich auf eine kuratierte Auswahl an hochwertigen, zeitlosen Basics, die sich vielseitig kombinieren lassen. Trends werden dann nicht mehr als Muss, sondern als optionale „Gewürze“ betrachtet, die gezielt eingesetzt werden, um den Basis-Look zu aktualisieren. Laura Mitulla, Gründerin des Blogazines The OGNC, hat diesen Ansatz perfektioniert. Ihre Philosophie lautet: „Jeder kleine Schritt in Richtung Nachhaltigkeit ist der Richtige.“ Sie nutzt die „Cost-per-Wear“-Rechnung – der Kaufpreis geteilt durch die Häufigkeit des Tragens –, um den wahren Wert eines Kleidungsstücks zu ermitteln und bewusste Entscheidungen zu treffen.

Diese bewusste Herangehensweise spiegelt einen größeren gesellschaftlichen Wandel wider. Nachhaltigkeit ist kein Nischenthema mehr. Eine Studie zur Kaufentscheidung bei Mode zeigt, dass für über 50% der deutschen Konsumenten Nachhaltigkeit beim Produktkauf besonders wichtig ist. Der persönliche Stil wird somit immer mehr zu einem Ausdruck der eigenen Haltung. Fragen wie „Wo wurde dieses Stück produziert?“, „Aus welchem Material besteht es?“ und „Wie lange werde ich es tragen?“ werden wichtiger als die Frage, ob es dem letzten Schrei von der Fashion Week entspricht. Die Trends, die wirklich zu einem passen, sind jene, die nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch mit den eigenen Werten vereinbar sind.

Die Entwicklung eines persönlichen Stils ist ein fortlaufender Prozess. Die hier skizzierte Methode bietet einen Rahmen, um diesen Prozess bewusst und nachhaltig zu gestalten.

Indem Sie diese analytische Perspektive auf Ihre eigene Garderobe anwenden, verwandeln Sie sich von einem passiven Konsumenten in einen aktiven Gestalter Ihres Stils. Beginnen Sie noch heute damit, Ihre Kleidung nicht nur als Trend-Statement, sondern als Ausdruck Ihrer Persönlichkeit und Werte zu betrachten.

Häufige Fragen zu deutschen Modeschöpfern

Welche neue Generation deutscher Designer prägt die internationale Szene?

Labels wie GmbH, Ottolinger und Souvenir Official repräsentieren das moderne, multikulturelle Deutschland mit ihrer Ästhetik zwischen konzeptueller Kunst und industrieller Präzision.

Welche Rolle spielen deutsche Modeschulen?

Institutionen wie UDK Berlin, AMD und HAW Hamburg fungieren als Talentschmieden und prägen eine spezifische deutsche Design-Identität.

Wie haben sich die Geschäftsmodelle deutscher Modemarken entwickelt?

Viele bekannte Namen sind heute Teil internationaler Konzerne – die Personen hinter den ursprünglichen Markennamen sind oft nicht mehr aktiv involviert.

Geschrieben von Sophie Keller, Sophie Keller ist eine seit 8 Jahren selbstständige Personal Shopperin und Modebloggerin aus Berlin-Mitte. Sie ist bekannt für ihre Fähigkeit, High-Fashion-Trends in tragbare, alltagstaugliche Looks für echte Frauen zu übersetzen.